Auf unserem ersten Wanderabenteuer außerhalb des Berliner Umlands nehmen wir Euch mit auf die portugiesische Azoren-Insel São Miguel, die mit ihrer üppig grünen Vulkanlandschaft ein wahres Wanderparadies ist.
Zugegeben, teilweise waren wir auf Strandurlaub eingestellt, mit Hitze und Bikini. Wunschdenken, Realitätsflucht, zu viel Winter abbekommen vielleicht. Bestimmt aber lag es auch daran, dass wir vorab nicht viel über die portugiesische Inselgruppe wussten. Abgesehen davon, dass von dort das bekannte Azoren-Hoch stammt, das in Europa so oft für schönes Wetter sorgt. Aber auf den Inseln selbst staut sich die feuchte Meeresluft an den Bergen und sorgt für ganzjährig gemäßigtes aber wechselhaftes Wetter. Bei unserer Reise im März wechseln sich Sonnen- und Regentage bei Temperaturen um die 14 bis 16 °C ab. Kein Strandurlaub also. Dafür eine perfekte Wanderreise.
Mitten im Atlantik liegt die Inselgruppe, etwa auf einem Drittel der Strecke zwischen Europa und Amerika. Von Berlin aus erreicht man São Miguel, die größte der neun Inseln, in guten acht Stunden mit dem Flugzeug — inklusive Zwischenstopp in Lissabon. Viele Besucher reisen von Insel zu Insel. Da wir insgesamt nur eine Woche Zeit hatten, entschlossen wir uns, auf der Hauptinsel São Miguel zu bleiben. Mit einer Länge von 64 km und rund 16 km Breite ist São Miguel nicht besonders groß, bietet für eine Woche aber ausreichend Abwechslung. Rund 140.000 Menschen bewohnen die Insel, fast die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt Ponta Delgada. Dort verbrachten auch wir die erste Nacht in einem sehr hübschen Hostel.
HOSTEL PROCYON
Skandinavisches Design trifft auf lokalen Inselcharme. Besonders herzliche und hilfsbereite Gastgeber
Rua João do Rego 76
Ponta Delgada
www.hostelprocyon.com
Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und geprägt von einer sanften, sattgrünen Hügellandschaft. Uns erinnert dieses Landschaftsbild an England oder Irland, einige Reisende vergleichen es sogar mit Neuseeland. Eingebettet in die grünen Wiesen sorgen die vielen erloschenen Krater und ihre Seen für atemberaubende Panoramen. Die Küsten sind oftmals schroff und felsig, es gibt hier und dort aber auch schöne Badestrände. Weite Teile der neun Inseln stehen unter besonderem Naturschutz, drei davon sind als UNESCO-Weltbiosphärenreservat anerkannt. Kurz gesagt: Die Azoren bietet alles, was man sich als Wanderer wünschen kann.
São Miguel merkt man seine vulkanische Beschaffenheit nicht nur landschaftlich an. An mehreren Orten gibt es Fumarolen — dampfende Stellen in der Erde, in denen sogar gekocht wird. In Thermalbädern und angelegten Naturbadestellen tritt das heiße, eisenhaltige Wasser aus der Erde. Wir haben sowohl in den kleinen Becken im Wald der Caldeira Velha gebadet als auch die große Anlage im auch sonst beeindruckend schönen Terra Nostra Park durchschwommen.
Ein paar Pflanzen prägen das Bild der Insel besonders stark: Allen voran die Hortensie, die, ursprünglich aus Asien eingeschifft, überall auf der Insel üppig blüht — allerdings noch nicht zu unserer Reisezeit im März. Auch der allgegenwärtige Zieringwer stammt aus Asien, gilt aber wegen seiner aggressiven Verbreitung, die andere, einheimisch Arten unterdrückt, als Plage. Seltener dagegen sind die teilweise sogar bedrohten Palmfarne, die der Insel ein exotisches Flair verleihen.
Zwei sehr schöne botanische Gärten in Ponta Delgada zeigen in verdichteter Form, was die Inselflora zu bieten hat. Und beeindrucken zudem mit exotischen Einwandererpflanzen wie riesigen australischen Mammutbäumen und der asiatischen Sicheltanne, die uns auf unseren Erkundungen zu Fuß häufig begegnet.
Auch die Vogelwelt der Inselgruppe ist besonders artenreich — das liegt auch daran, dass die steilen Klippen ideale Brutplätze bieten. Der häufig vorkommende Azorenbussard war es übrigens auch, der den Inseln ihren Namen verliehen hat: »Ilias dos Acores« bedeutet nichts anderes als »Habichtsinseln«.
Es gibt viele, sehr gut markierte Wanderwege auf São Miguel. Wir haben versucht auf vier Pfaden möglichst unterschiedliche Seiten der Insel kennenzulernen und sind auf allen Wegen mit tollen Ausblicken, einzigartiger Landschaft und abwechslungsreicher Natur belohnt worden. Unser Wegbegleiter war der Rother Wanderführer.
TIPP
Regenfeste Kleidung, ausreichend Trinkwasser und Proviant einstecken, da es wenig Einkehrmöglichkeiten gibt. Einige Wanderstrecken sind mit Bus zu erreichen, ein Mietwagen ist dennoch empfehlenswert.
Hügellandschaft und ein sagenhafter Ausblick
Viel offene Fläche und hier und dort ein markierter Aussichtspunkt erwarten uns auf unserer ersten Tour zu den Lagoas Empadadas. Auf bequemen Pfaden geht es über Hügel, an drei Seen vorbei, ein Aquädukt liegt am Straßenrand. Das Wetter ist etwas trüb und kalt, die Landschaft dennoch spannend. Der spektakulärste Moment ist die Aussicht am Miradouro da Vista do Rei, die uns kurz vor dem Tourende erwartet.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
ISBN 978-3-7633-4367-6
Lagoas Empadadas
Tour Nr. 9
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Caldeira das Sete Cidades
Tour Nr. 8
Traumhafte Aussichten im Inselwesten
Die Tageswanderung am zweiten Tag — Caldeira das Sete Cidades — einmal rundherum auf dem Kesselrand bietet spektakuläre Blicke und ist ein Klassiker unter den Inseltouren. Das Motiv der zwei Kraterseen Lagoa Azul und Lagoa Verde schmückt Postkarten wie Reiseführer — zurecht. Himmel, Wasser, grüne Wiesen. Es ist atemberaubend. Auch das Meer ist vom Grat aus immer in Sichtweite. Größtenteils breite Schotterwege, die manchmal auch von Autos genutzt werden, führen auf dem Kraterrand einmal rundherum um die Vulkanseen. Ein kurzer Abstieg in Richtung des Ortes Sete Cidades (»sieben Städte«) bringt die Möglichkeit mit sich, im Notfall abzukürzen. Skurril ist ein Abstecher in die Hotelruine Monte Palace, die auf dem Weg liegt. Hier wurde in den 1980er Jahren ein gerade erst eröffnetes Nobelhotel aufgegeben und zeigt sich heute als vergessener Ort und geisterhafte Fotokulisse. Die Aussicht am Miradouro da Vista do Rei begeistert eine Vielzahl von Ausflüglern, doch auch überall sonst ist der Blick nicht weniger spektakulär und man ist eher für sich.
Von der Südküste ins Landesinnere
Mit dem etwas mühsamen Anstieg am waldigen Berghang meistert man den sportlichen Teil der Tour von Agua d’Alto zum Lagoa do Fogo und zurück ans Meer direkt zu Beginn. Gemütlicher ist dann die Passage entlang eines offenen Wasserlaufs, der eine ganze Zeit lang unser Begleiter ist. Vor dem Kratersee Lagoa do Fogo laufen wir durch ein karstiges Mövenbrutgebiet. Auf beinahe jedem Foto der Tour finden sich weiße Flecken am Himmel oder in der Landschaft — ständig fliegen Vögel durchs Bild. Das Hochplateau am See ist von Heide bewachsen, man ist ziemlich einsam hier oben. Sind die Temperaturen entsprechend — oder man ist so unerschrocken wie wir es waren — ist ein Sprung ins Meer am Ausgangs- und Endpunkt eine willkommene Erfrischung.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Água d'Alto — Lagoa do Fogo
Tour Nr. 13
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Lomba da Fazenda — Ribeira do Guilherme
Tour Nr. 18
Kurztrip zur Steilküste im Nordosten
Wegen anhaltenden Regenwetters sollte es an unserem letzten Wandertag nur eine kurze Strecke sein. In zwei Stunden führt die Tour vom Ort Lomba da Fazenda an einer alten Mühle vorbei und am Bächlein Ribeira do Guilherme entlang zur Steilküste. Besonders beeindruckend und bei gutem Wetter sicher ein toller Ort zum Verweilen ist das Schwimmbad direkt am Meer, in dessen Becken sich an diesem Tag allerdings die wilde Gischt bricht.
Zwei Jahrhunderte lang wurden die Wale von den Inselbewohnern bejagt. In den 1980er Jahren wurde der Walfang dann verboten und an seiner Stelle ein neuer Tourismuszweig eröffnet — Whale Watching. Auch wir haben uns in einer kleinen Gruppe von 12 Personen aufs Meer hinausgewagt und sind mit der Sichtung von Pott- und Finnwalen belohnt worden. Die Nähe zu den großen Tieren, von denen man nur einen verhältnismäßig kleinen Teil zu Gesicht bekommt, ist beeindruckend.
Auch Delfine sind häufig anzutreffen, wer möchte kann sogar mit ihnen schwimmen — Tierschützer raten aber vom Eindringen des Menschen in den Lebensraum der großen Tiere ab. Wer dennoch auf dieses besondere Erlebnis nicht verzichten will, sollte darauf achten einen guten Anbieter zu wählen, dem das Wohl der Tiere wichtig ist. Zum Whale Watching können wir Terra Azul empfehlen. Hier spielen Nachhaltigkeit und der Respekt vor dem wilden Tier in seinem Lebensraum eine große Rolle. Überhaupt setzen sich viele Bewohner der Insel inzwischen für den Schutz der Meeressäuger ein.
TERRA AZUL
WHALE WATCHING
Vila Franca do Campo, an der Südküste
www.azoreswhalewatch.com
REI DOS QUEIJOS
Rua do Mercado da Graça
Ponta Delgada
Facebook Seite
Rund die Hälfte der Inselbewohner leben noch heute von der Landwirtschaft. Es gibt tatsächlich wahnsinnig viele Kühe. Das heißt, es gibt auch wirklich viel Käse. In den großen Supermärkten stehen unterschiedliche Käse von verschiedenen Inseln zur Auswahl. Am bekanntesten ist der Käse der Nachbarinsel São Jorge, er trägt das DOP-Zeichen der geschützten Ursprungsbezeichnung. Dieser strohgelbe Hartkäse aus roher Kuhmilch reift für mindestens drei Monate. Unserer war sieben Monate gereift und würzig-pikant im Geschmack. Deutlich milder und cremiger ist der Käse aus pasteurisierter Kuhmilch von São Miguel, der neun Monate reift. Ihn erkennt man stets an seiner schwarzen Rinde. In Restaurants wird als Snack vor dem Hauptgang oft eine Schale mit einem Ricotta-ähnlichen Frischkäse und scharfer Paprikasauce zum Brot gereicht.
Der Käseladen O Rei dos Queijos — »Der König der Käse« — in Ponta Delgada ist eine absolute Empfehlung für alle Käsefans! Im kleinen Laden, der die unterschiedlichen Käse der verschiedenen Inseln führt, kann man sich an der Theke durchprobieren. Zudem gibt es dort eine Auswahl anderer regionaler Produkte wie Fischdosen, Liköre, Gebäck.
Für Fisch-Liebhaber sind die Inseln naturgemäß ein Paradies. Besonders gegrillt sind frische Fische, die direkt in den Gewässern des Archipels gefangen werden, köstlich. Die kleine Bar in Caloura an der Südküste können wir sehr empfehlen, hier haben wir uns sogar zwei Mal den »catch of the day« schmecken lassen. Auch die überbackenen Muscheln in der Pfanne sind ein Traum.
Außerdem hat wie in ganz Portugal Fisch in Dosen eine super Qualität. Traditionell werden Sardinen und Thunfisch mit vielerlei unterschiedlichen Zutaten in Öl eingelegt. Auch toll als Wander-Picknick.
BAR CALOURA
Rua da Caloura 20
Agua de Pau, Lagoa
Facebook Seite
Auch aus der Kategorie der Früchte bieten die Azoren eine Spezialiät: In unzähligen Gewächshäusern werden besonders süß-aromatische Ananas angebaut. Vormals wurden auf São Miguel Orangen kultiviert. Als in den 1860er Jahren aber ein Schädling die Ernten zerstörte, versuchte man sein Glück mit dem Ananasanbau, der bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Louvre Michaelense
Rua Antonio Jose D'Almeida 18, Ponta Delgada
Zauberhaft eingerichtetes Café mit großer Auswahl köstlicher Kuchen und viel mitbringseltauglichem Krimskrams.
A TASCA
Rua do Aljube 16, Ponta Delgada
Rustikales Restaurant mit traditioneller Küche. Hier gibt es auch den sehr empfehlenswerten Inselklassiker Warme Blutwurst mit Ananas. Unbedingt reservieren oder früh am Abend kommen!
Restaurante da Associação Agricola de São Miguel
Recinto da Feira, Campo de Santana, Ribeira Grande
Hochgelobtes Restaurant der Genossenschaft für Rinderzucht. Hier steht das lokal produzierte Fleisch im Mittelpunkt und man verfolgt das Konzept »von der Wiese auf den Teller«, es gibt riesige Steaks zu guten Preisen. Wir waren bei unserem Besuch jedoch nicht überzeugt.
»Es gibt keine richtige Art Natur zu sehen. Es gibt hundert.«
— Kurt Tucholsky
Auf unserem ersten Wanderabenteuer außerhalb des Berliner Umlands nehmen wir Euch mit auf die portugiesische Azoren-Insel São Miguel, die mit ihrer üppig grünen Vulkanlandschaft ein wahres Wanderparadies ist.
Zugegeben, teilweise waren wir auf Strandurlaub eingestellt, mit Hitze und Bikini. Wunschdenken, Realitätsflucht, zu viel Winter abbekommen vielleicht. Bestimmt aber lag es auch daran, dass wir vorab nicht viel über die portugiesische Inselgruppe wussten. Abgesehen davon, dass von dort das bekannte Azoren-Hoch stammt, das in Europa so oft für schönes Wetter sorgt. Aber auf den Inseln selbst staut sich die feuchte Meeresluft an den Bergen und sorgt für ganzjährig gemäßigtes aber wechselhaftes Wetter. Bei unserer Reise im März wechseln sich Sonnen- und Regentage bei Temperaturen um die 14 bis 16 °C ab. Kein Strandurlaub also. Dafür eine perfekte Wanderreise.
Mitten im Atlantik liegt die Inselgruppe, etwa auf einem Drittel der Strecke zwischen Europa und Amerika. Von Berlin aus erreicht man São Miguel, die größte der neun Inseln, in guten acht Stunden mit dem Flugzeug — inklusive Zwischenstopp in Lissabon. Viele Besucher reisen von Insel zu Insel. Da wir insgesamt nur eine Woche Zeit hatten, entschlossen wir uns, auf der Hauptinsel São Miguel zu bleiben. Mit einer Länge von 64 km und rund 16 km Breite ist São Miguel nicht besonders groß, bietet für eine Woche aber ausreichend Abwechslung. Rund 140.000 Menschen bewohnen die Insel, fast die Hälfte davon lebt in der Hauptstadt Ponta Delgada. Dort verbrachten auch wir die erste Nacht in einem sehr hübschen Hostel.
HOSTEL PROCYON
Skandinavisches Design trifft auf lokalen Inselcharme. Besonders herzliche und hilfsbereite Gastgeber
Rua João do Rego 76
Ponta Delgada
www.hostelprocyon.com
Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und geprägt von einer sanften, sattgrünen Hügellandschaft. Uns erinnert dieses Landschaftsbild an England oder Irland, einige Reisende vergleichen es sogar mit Neuseeland. Eingebettet in die grünen Wiesen sorgen die vielen erloschenen Krater und ihre Seen für atemberaubende Panoramen. Die Küsten sind oftmals schroff und felsig, es gibt hier und dort aber auch schöne Badestrände. Weite Teile der neun Inseln stehen unter besonderem Naturschutz, drei davon sind als UNESCO-Weltbiosphärenreservat anerkannt. Kurz gesagt: Die Azoren bietet alles, was man sich als Wanderer wünschen kann.
São Miguel merkt man seine vulkanische Beschaffenheit nicht nur landschaftlich an. An mehreren Orten gibt es Fumarolen — dampfende Stellen in der Erde, in denen sogar gekocht wird. In Thermalbädern und angelegten Naturbadestellen tritt das heiße, eisenhaltige Wasser aus der Erde. Wir haben sowohl in den kleinen Becken im Wald der Caldeira Velha gebadet als auch die große Anlage im auch sonst beeindruckend schönen Terra Nostra Park durchschwommen.
Ein paar Pflanzen prägen das Bild der Insel besonders stark: Allen voran die Hortensie, die, ursprünglich aus Asien eingeschifft, überall auf der Insel üppig blüht — allerdings noch nicht zu unserer Reisezeit im März. Auch der allgegenwärtige Zieringwer stammt aus Asien, gilt aber wegen seiner aggressiven Verbreitung, die andere, einheimisch Arten unterdrückt, als Plage. Seltener dagegen sind die teilweise sogar bedrohten Palmfarne, die der Insel ein exotisches Flair verleihen.
Zwei sehr schöne botanische Gärten in Ponta Delgada zeigen in verdichteter Form, was die Inselflora zu bieten hat. Und beeindrucken zudem mit exotischen Einwandererpflanzen wie riesigen australischen Mammutbäumen und der asiatischen Sicheltanne, die uns auf unseren Erkundungen zu Fuß häufig begegnet.
Auch die Vogelwelt der Inselgruppe ist besonders artenreich — das liegt auch daran, dass die steilen Klippen ideale Brutplätze bieten. Der häufig vorkommende Azorenbussard war es übrigens auch, der den Inseln ihren Namen verliehen hat: »Ilias dos Acores« bedeutet nichts anderes als »Habichtsinseln«.
Es gibt viele, sehr gut markierte Wanderwege auf São Miguel. Wir haben versucht auf vier Pfaden möglichst unterschiedliche Seiten der Insel kennenzulernen und sind auf allen Wegen mit tollen Ausblicken, einzigartiger Landschaft und abwechslungsreicher Natur belohnt worden. Unser Wegbegleiter war der Rother Wanderführer.
TIPP
Regenfeste Kleidung, ausreichend Trinkwasser und Proviant einstecken, da es wenig Einkehrmöglichkeiten gibt. Einige Wanderstrecken sind mit Bus zu erreichen, ein Mietwagen ist dennoch empfehlenswert.
Hügellandschaft und ein sagenhafter Ausblick
Viel offene Fläche und hier und dort ein markierter Aussichtspunkt erwarten uns auf unserer ersten Tour zu den Lagoas Empadadas. Auf bequemen Pfaden geht es über Hügel, an drei Seen vorbei, ein Aquädukt liegt am Straßenrand. Das Wetter ist etwas trüb und kalt, die Landschaft dennoch spannend. Der spektakulärste Moment ist die Aussicht am Miradouro da Vista do Rei, die uns kurz vor dem Tourende erwartet.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
ISBN 978-3-7633-4367-6
Lagoas Empadadas
Tour Nr. 9
Traumhafte Aussichten im Inselwesten
Die Tageswanderung am zweiten Tag — Caldeira das Sete Cidades — einmal rundherum auf dem Kesselrand bietet spektakuläre Blicke und ist ein Klassiker unter den Inseltouren. Das Motiv der zwei Kraterseen Lagoa Azul und Lagoa Verde schmückt Postkarten wie Reiseführer — zurecht. Himmel, Wasser, grüne Wiesen. Es ist atemberaubend. Auch das Meer ist vom Grat aus immer in Sichtweite. Größtenteils breite Schotterwege, die manchmal auch von Autos genutzt werden, führen auf dem Kraterrand einmal rundherum um die Vulkanseen. Ein kurzer Abstieg in Richtung des Ortes Sete Cidades (»sieben Städte«) bringt die Möglichkeit mit sich, im Notfall abzukürzen. Skurril ist ein Abstecher in die Hotelruine Monte Palace, die auf dem Weg liegt. Hier wurde in den 1980er Jahren ein gerade erst eröffnetes Nobelhotel aufgegeben und zeigt sich heute als vergessener Ort und geisterhafte Fotokulisse. Die Aussicht am Miradouro da Vista do Rei begeistert eine Vielzahl von Ausflüglern, doch auch überall sonst ist der Blick nicht weniger spektakulär und man ist eher für sich.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Caldeira das Sete Cidades
Tour Nr. 8
Von der Südküste ins Landesinnere
Mit dem etwas mühsamen Anstieg am waldigen Berghang meistert man den sportlichen Teil der Tour von Agua d’Alto zum Lagoa do Fogo und zurück ans Meer direkt zu Beginn. Gemütlicher ist dann die Passage entlang eines offenen Wasserlaufs, der eine ganze Zeit lang unser Begleiter ist. Vor dem Kratersee Lagoa do Fogo laufen wir durch ein karstiges Mövenbrutgebiet. Auf beinahe jedem Foto der Tour finden sich weiße Flecken am Himmel oder in der Landschaft — ständig fliegen Vögel durchs Bild. Das Hochplateau am See ist von Heide bewachsen, man ist ziemlich einsam hier oben. Sind die Temperaturen entsprechend — oder man ist so unerschrocken wie wir es waren — ist ein Sprung ins Meer am Ausgangs- und Endpunkt eine willkommene Erfrischung.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Água d'Alto — Lagoa do Fogo
Tour Nr. 13
Kurztrip zur Steilküste im Nordosten
Wegen anhaltenden Regenwetters sollte es an unserem letzten Wandertag nur eine kurze Strecke sein. In zwei Stunden führt die Tour vom Ort Lomba da Fazenda an einer alten Mühle vorbei und am Bächlein Ribeira do Guilherme entlang zur Steilküste. Besonders beeindruckend und bei gutem Wetter sicher ein toller Ort zum Verweilen ist das Schwimmbad direkt am Meer, in dessen Becken sich an diesem Tag allerdings die wilde Gischt bricht.
ROTHER WANDERFÜHRER
»AZOREN«
Lomba da Fazenda — Ribeira do Guilherme
Tour Nr. 18
Zwei Jahrhunderte lang wurden die Wale von den Inselbewohnern bejagt. In den 1980er Jahren wurde der Walfang dann verboten und an seiner Stelle ein neuer Tourismuszweig eröffnet — Whale Watching. Auch wir haben uns in einer kleinen Gruppe von 12 Personen aufs Meer hinausgewagt und sind mit der Sichtung von Pott- und Finnwalen belohnt worden. Die Nähe zu den großen Tieren, von denen man nur einen verhältnismäßig kleinen Teil zu Gesicht bekommt, ist beeindruckend.
Auch Delfine sind häufig anzutreffen, wer möchte kann sogar mit ihnen schwimmen — Tierschützer raten aber vom Eindringen des Menschen in den Lebensraum der großen Tiere ab. Wer dennoch auf dieses besondere Erlebnis nicht verzichten will, sollte darauf achten einen guten Anbieter zu wählen, dem das Wohl der Tiere wichtig ist. Zum Whale Watching können wir Terra Azul empfehlen. Hier spielen Nachhaltigkeit und der Respekt vor dem wilden Tier in seinem Lebensraum eine große Rolle. Überhaupt setzen sich viele Bewohner der Insel inzwischen für den Schutz der Meeressäuger ein.
TERRA AZUL
WHALE WATCHING
Vila Franca do Campo, an der Südküste
www.azoreswhalewatch.com
Rund die Hälfte der Inselbewohner leben noch heute von der Landwirtschaft. Es gibt tatsächlich wahnsinnig viele Kühe. Das heißt, es gibt auch wirklich viel Käse. In den großen Supermärkten stehen unterschiedliche Käse von verschiedenen Inseln zur Auswahl. Am bekanntesten ist der Käse der Nachbarinsel São Jorge, er trägt das DOP-Zeichen der geschützten Ursprungsbezeichnung. Dieser strohgelbe Hartkäse aus roher Kuhmilch reift für mindestens drei Monate. Unserer war sieben Monate gereift und würzig-pikant im Geschmack. Deutlich milder und cremiger ist der Käse aus pasteurisierter Kuhmilch von São Miguel, der neun Monate reift. Ihn erkennt man stets an seiner schwarzen Rinde. In Restaurants wird als Snack vor dem Hauptgang oft eine Schale mit einem Ricotta-ähnlichen Frischkäse und scharfer Paprikasauce zum Brot gereicht.
Der Käseladen O Rei dos Queijos — »Der König der Käse« — in Ponta Delgada ist eine absolute Empfehlung für alle Käsefans! Im kleinen Laden, der die unterschiedlichen Käse der verschiedenen Inseln führt, kann man sich an der Theke durchprobieren. Zudem gibt es dort eine Auswahl anderer regionaler Produkte wie Fischdosen, Liköre, Gebäck.
REI DOS QUEIJOS
Rua do Mercado da Graça
Ponta Delgada
Facebook Seite
Für Fisch-Liebhaber sind die Inseln naturgemäß ein Paradies. Besonders gegrillt sind frische Fische, die direkt in den Gewässern des Archipels gefangen werden, köstlich. Die kleine Bar in Caloura an der Südküste können wir sehr empfehlen, hier haben wir uns sogar zwei Mal den »catch of the day« schmecken lassen. Auch die überbackenen Muscheln in der Pfanne sind ein Traum.
Außerdem hat wie in ganz Portugal Fisch in Dosen eine super Qualität. Traditionell werden Sardinen und Thunfisch mit vielerlei unterschiedlichen Zutaten in Öl eingelegt. Auch toll als Wander-Picknick.
BAR CALOURA
Rua da Caloura 20
Agua de Pau, Lagoa
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Auch aus der Kategorie der Früchte bieten die Azoren eine Spezialiät: In unzähligen Gewächshäusern werden besonders süß-aromatische Ananas angebaut. Vormals wurden auf São Miguel Orangen kultiviert. Als in den 1860er Jahren aber ein Schädling die Ernten zerstörte, versuchte man sein Glück mit dem Ananasanbau, der bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Louvre Michaelense
Rua Antonio Jose D'Almeida 18, Ponta Delgada
Zauberhaft eingerichtetes Café mit großer Auswahl köstlicher Kuchen und viel mitbringseltauglichem Krimskrams.
A TASCA
Rua do Aljube 16, Ponta Delgada
Rustikales Restaurant mit traditioneller Küche. Hier gibt es auch den sehr empfehlenswerten Inselklassiker Warme Blutwurst mit Ananas. Unbedingt reservieren oder früh am Abend kommen!
Restaurante da Associação Agricola de São Miguel
Recinto da Feira, Campo de Santana, Ribeira Grande
Hochgelobtes Restaurant der Genossenschaft für Rinderzucht. Hier steht das lokal produzierte Fleisch im Mittelpunkt und man verfolgt das Konzept »von der Wiese auf den Teller«, es gibt riesige Steaks zu guten Preisen. Wir waren bei unserem Besuch jedoch nicht überzeugt.
»Es gibt keine richtige Art Natur zu sehen. Es gibt hundert.«
— Kurt Tucholsky