Der Spreewald ist auch im Winter ein tolles Wandergebiet, wenn die Kanäle den Blick zwischen kahlen Bäumen hindurch lenken. Nicht etwa Spreewaldgurke oder Meerrettich widmen wir unsere Tour, sondern feinster Schokolade. Die wird bei Edelmond Chocolatiers mit großer Leidenschaft »from bean to bar« gefertigt.
Bis nach Alt Zauche fahren wir mit dem Bus, versehentlich. Denn eigentlich wollten wir unsere Tour in Neu Zauche beginnen. Wir sind zu früh ausgestiegen und müssen jetzt umdisponieren, der Weg wird ein bisschen länger als gedacht. Zunächst führt unsere Strecke nach Südosten, auf Feldwegen zwischen Wiesen hindurch. Erlen rechts und links verweisen auf den moorigen Grund. Einmal biegen wir falsch ab und versuchen am Feldrand entlang weiterzukommen, aber das Wasser steht so hoch, dass wir zu tief einsinken und umkehren müssen. Dem Nordumfluter folgen wir ostwärts bis uns das Gewässer zum Spreewaldhafen Neu Zauche führt. Hier laden ein Rastplatz und allerhand historisches Landwirtschaftsgerät zu einer Pause ein.
Ab hier wird die Strecke dann wald- und wasserreicher. Über den Theodor-Fontane-Weg gelangen wir tiefer in das Kerngebiet des Spreewalds. Vorbei am Waldhotel Eiche biegen wir am späten Nachmittag auf eine erschreckend gerade, lange Fahrstraße ein. Hier kommen wir gefühlt überhaupt nicht vorwärts. Egal ob man nach vorne oder nach hinten schaut, eine Ewigkeit lang ziehen ausschließlich Teerstraße und Bäume an uns vorbei. Die einzige Abwechslung am Wegesrand ist ein Angler, der gerade seine Ausrüstung aus dem Auto kramt. »Wo wollt ihr denn noch hin, so spät«, will er wissen. Unser Ziel ist Lübbenau, der einzige Ort weit und breit. »Na bis dahin kommt ihr ja in die Nacht. Ich würde hier nicht weitergehen, das ist Wolfsgebiet«. Wir sind uns nicht sicher, ob das wirklich eine gut gemeinte Warnung ist. Vielleicht macht er sich auch einen Spaß daraus, den beiden Wander-Mädchen in der Dämmerung Angst einzujagen? So oder so, es bietet sich für uns gar keine andere Möglichkeit. Wir sind mitten im Niemandsland, es gibt hier keinen Ort, von dem aus man mit Bus oder Taxi weiterkäme. Damit wir nicht wirklich in der Nacht durch das »Wolfsgebiet« laufen müssen, ziehen wir also das Tempo an.
Die Sonne sinkt langsam in glühenden Neonfarben zum Horizont, als wir auf einen Weg aus Betonplatten einbiegen, der sich ebenso gnadenlos gerade hinzieht. Jetzt kreisen die Gedanken doch um die wilden Tiere: Was tut man, wenn man einem Wolf gegenübersteht? Grundsätzlich sind Wölfe ja so scheu, dass man eigentlich nie Gefahr läuft, einem zu begegnen. Aber in letzter Zeit hört man, dass nicht nur Schafe gerissen werden, sondern Wölfe sich immer häufiger auch in die Nähe von Menschen vorwagen. Isegrim ist offenbar gar nicht mehr so furchtsam. Wir nehmen die Beine in die Hand und hasten unserem Zielort entgegen. Mit zwei großen Ästen fühlen wir uns einigermaßen gerüstet und hoffen, dass im Zweifel auch das Hundespray wirkt, das wir immer dabei haben. Und wir unterhalten uns laut, um die Wölfe, die uns vielleicht schon längst im Rudel umzingeln, einzuschüchtern.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es passiert natürlich nichts. Wir erreichen zwar im Dunkeln, aber ohne auch nur ein Knacken im Gebüsch vernommen zu haben, Lübbenau. Zwei tierische Begegnungen erleben wir auf dem Weg dennoch. An einem Feldgraben schaut uns eine Bibermutter ganz erschrocken entgegen. Offenbar hatten wir doch nicht laut genug auf uns aufmerksam gemacht. Und so sehen wir sie mit ungefähr fünf Jungen im Schilf verschwinden, nachdem sie — und auch wir — eine kurze Schockstarre überwunden haben. Keine hundert Meter weiter beobachten wir gleich eine ganze Meute Bisamratten. Die eine putzt sich, eine andere hockt im Wasser und knabbert an etwas herum, die Kollegen sitzen einfach da und gucken. Hier ist von Schüchternheit keine Spur.
Leider ist es schon richtig dunkel, als wir den eigentlich schönsten Abschnitt der Tour erreichen. In der Nähe der Gaststätte Wotschofska, die mit ihrem charmanten Äußeren im Blockhausstil unbedingt einen Ausflug wert ist, sobald im Frühling die Saison beginnt, wird das Landschaftsbild einzigartig. Der Flusslauf der Spree ist in dieser Gegend von Natur aus weit verzweigt, zudem hat der Mensch das Gewässernetz um geometrisch angeordnete Kanäle erweitert. Das Resultat ist ein System aus Kanälen, das sich durch den dichten Wald erstreckt. An den Ufern führen schmale Trampelpfade entlang, zahlreiche Holzbrücken ermöglichen uns Wanderern die Passage. Direkt bis an den Ortsrand von Lübbenau begleiten uns die Wasserläufe.
GASTSTÄTTE WOTSCHOFSKA
von April bis Oktober geöffnet und nur per Kahn, Rad oder zu Fuß zu erreichen.
www.gasthaus-wotschofska.de
UNSER TIPP
Das urige CAFÉ ZEITLOS lohnt einen Besuch zu Kaffe und Kuchen
Ehm Welk Str. 37
03222 Lübbenau
www.cafezeitlos-luebbenau.de
Eine Empfehlung für die kalte Jahreszeit ist das SPREEWELTENBAD in Lübbenau. Kinder begeistern sicher vor allem die Pinguine, die man durch eine Glasscheibe beim Schwimmen beobachten kann. Wir freuen uns über die abwechslungsreiche und großzügige Saunalandschaft. Der Außenbereich versammelt mehrere kleine Blockhaus-Saunen mit kunstvoll geschnitzter Einrichtung sowie einen heimeligen Ruheraum unter dem Gebälk einer Spreewaldscheune. Zum Aufguss werden eingelegte Gurken serviert. Der Taxifahrer, der uns nach der Sauna zur Unterkunft zurückbringt, weiß zu berichten, dass der Gründer der Therme, ein Österreicher, die kleinen uralten Holzhütten aus seiner Heimat mitgebracht hatte.
SPREEWELTEN
mit Saunalandschaft und Pinguinen
Alte Huttung 13
03222 Lübbenau/Spreewald
www.spreeweltenbad.de
EDELMOND CHOCOLATIERS
Werksverkauf und Café
wechselnde Öffnungszeiten
Zöllmersdorfer Dorfstraße 4
15926 Luckau
www.edelmond.de
Die Strecke von Lübbenau nach Luckau überwinden wir mit Zug und Bus. Von Luckau führt ein Radweg uns in einer knappen Stunde nach Zöllmersdorf. Einen alten Vierseithof haben Lyudmyla und Thomas Michel vor drei Jahren in eine Schokoladenmanufaktur verwandelt. »Ich esse so unheimlich gerne Schokolade, aber irgendwie fand ich, es gibt gar keine gute« erzählt Thomas grinsend. Das war der Buchhalterin und dem Restaurantfachmann Grund genug, es selbst in die Hand zu nehmen und mit der ersten eigenen Schokoaldenproduktion zu experimentieren.
Heute führt uns Thomas einmal quer über den Hof in einen Raum, in dem große Geräte gleich neben Stapeln von Jutesäcken stehen. »Hier beginnt alles«, hier werden die Kakaobohnen aus den Säcken geholt, begutachtet, sortiert und schließlich auch geröstet. Das besondere bei Edelmond Chocolatiers ist, dass hier immer mit der ganzen Bohne begonnen wird, es wird keinerlei Kakaomasse oder Butterfett oder sonst etwas zugekauft. »From bean to bar« liegen alle Verarbeitungsschritte in den eigenen Händen. Thomas stellt eine der Maschinen an. Unter Lautem Getöse beginnt die Sortiermaschine die Bohnen über die Schräge laufen zu lassen, das Schüttelsieb trennt die unversehrten Kakaobohnen von Schalen und Verunreinigungen. Die nächste Maschine, die Thomas uns zeigt, ist der Röster, hier bekommen die ganzen Bohnen den extra Kick in Sachen Aroma. Langsam und schonend wird hier geröstet, damit all die guten Stoffe und Aromen erhalten bleiben. Durch Brechen kann hinterher die Schale der abgekühlten Bohnen leichter entfernt werden.
»
Wir geben unserer Schokolade besonders viel Zeit.
«
Jetzt haben wir hier alle Maschinen durch und wechseln den Raum. Wir stehen hinter einer Glasscheibe während Thomas uns die nächsten Schritte erklärt. Den weiß gekachelten Raum, in dem die Bohnen weiterverarbeitet werden, dürfen wir aus hygienischen Gründen nicht betreten. Wuchtig warten die zwei steinernen Walzen des Melangeurs darauf, die gerösteten Kakaobohnen zu zermahlen. 50 Stunden lang kneteten und malmen die Granitzylinder. So lange bis störende Bitterstoffe verflogen und die Partikel der Bohne so klein sind, dass die Schokolade cremig und samtweich über die Zunge geht. »Diese Zeit geben der Schokolade nicht viele«, gibt Thomas zu bedenken. In der Industrie kürzt man den Vorgang ab und mischt für die cremige Konsistenz Zusatzstoffe bei.
Nicht nur diese besondere Qualität ist den Edelmond Chocolatiers wichtig, auch auf sozialverträgliche Produktionsbedingungen und fairen Handel kommt es ihnen an. Lyudmyla und Thomas fahren selbst nach Südamerika, um sich Kakaobauern und Kooperativen anzuschauen und direkte Beziehungen mit fairen Preisen für die Bauern aufzubauen. Aus der Dominikanischen Republik und Peru stammen die Bohnen, die in Zöllmersdorf zu edlen Schokoladen verarbeitet werden. Im Ladencafé naschen wir uns durch die mehr als 30 Tafeln, Konfekt und Schokoladen-Geschenkanhänger und kosten den unglaublich guten warmen Schokoladenkuchen, den Lyudmyla zum Wochenende backt.
UNSER TIPP
Für Zuhause kann man sich im Online-Shop mit Köstlichkeiten eindecken.
Sie verrät uns auch woher die Ideen für neue Geschmackskombinationen kommen. »Wir wissen ja, was wir selbst gern mögen, aber oft gibt es auch Anregungen von Kunden«. Ob Rohschokolade, zuckerfreie Tafeln oder die vielen Sorten mit Früchten und Gewürzen, hier findet wirklich jeder Gaumenwunsch seine Erfüllung. Zu einer der neuesten Sorten in den Regalen zählt die Spreewaldschokolade mit Meerrettich und Gurken. »Als wir die zum ersten Mal produziert haben, war hier Ausnahmezustand«, berichtet Thomas lachend und schüttelt den Kopf. Beim Reiben der großen Mengen Meerrettich seien allen nur die Augen getränt als hätte jemand Reizgas versprüht. Mittlerweile klappt das aber besser.
Als wir wieder aufbrechen erfahren wir noch, dass es im Sommer auch selbstgemachtes Schokoladeneis im Hofladen gibt — ein ziemlich guter Grund, den Spreewald noch einmal im Sommer zu besuchen.
»Und daß dem Netze dieser Spreekanäle Nichts von dem Zauber von Venedig fehle.«
— Theodor Fontane
Der Spreewald ist auch im Winter ein tolles Wandergebiet, wenn die Kanäle den Blick zwischen kahlen Bäumen hindurch lenken. Nicht etwa Spreewaldgurke oder Meerrettich widmen wir unsere Tour, sondern feinster Schokolade. Die wird bei Edelmond Chocolatiers mit großer Leidenschaft »from bean to bar« gefertigt.
Bis nach Alt Zauche fahren wir mit dem Bus, versehentlich. Denn eigentlich wollten wir unsere Tour in Neu Zauche beginnen. Wir sind zu früh ausgestiegen und müssen jetzt umdisponieren, der Weg wird ein bisschen länger als gedacht. Zunächst führt unsere Strecke nach Südosten, auf Feldwegen zwischen Wiesen hindurch. Erlen rechts und links verweisen auf den moorigen Grund. Einmal biegen wir falsch ab und versuchen am Feldrand entlang weiterzukommen, aber das Wasser steht so hoch, dass wir zu tief einsinken und umkehren müssen. Dem Nordumfluter folgen wir ostwärts bis uns das Gewässer zum Spreewaldhafen Neu Zauche führt. Hier laden ein Rastplatz und allerhand historisches Landwirtschaftsgerät zu einer Pause ein.
Ab hier wird die Strecke dann wald- und wasserreicher. Über den Theodor-Fontane-Weg gelangen wir tiefer in das Kerngebiet des Spreewalds. Vorbei am Waldhotel Eiche biegen wir am späten Nachmittag auf eine erschreckend gerade, lange Fahrstraße ein. Hier kommen wir gefühlt überhaupt nicht vorwärts. Egal ob man nach vorne oder nach hinten schaut, eine Ewigkeit lang ziehen ausschließlich Teerstraße und Bäume an uns vorbei. Die einzige Abwechslung am Wegesrand ist ein Angler, der gerade seine Ausrüstung aus dem Auto kramt. »Wo wollt ihr denn noch hin, so spät«, will er wissen. Unser Ziel ist Lübbenau, der einzige Ort weit und breit. »Na bis dahin kommt ihr ja in die Nacht. Ich würde hier nicht weitergehen, das ist Wolfsgebiet«. Wir sind uns nicht sicher, ob das wirklich eine gut gemeinte Warnung ist. Vielleicht macht er sich auch einen Spaß daraus, den beiden Wander-Mädchen in der Dämmerung Angst einzujagen? So oder so, es bietet sich für uns gar keine andere Möglichkeit. Wir sind mitten im Niemandsland, es gibt hier keinen Ort, von dem aus man mit Bus oder Taxi weiterkäme. Damit wir nicht wirklich in der Nacht durch das »Wolfsgebiet« laufen müssen, ziehen wir also das Tempo an.
Die Sonne sinkt langsam in glühenden Neonfarben zum Horizont, als wir auf einen Weg aus Betonplatten einbiegen, der sich ebenso gnadenlos gerade hinzieht. Jetzt kreisen die Gedanken doch um die wilden Tiere: Was tut man, wenn man einem Wolf gegenübersteht? Grundsätzlich sind Wölfe ja so scheu, dass man eigentlich nie Gefahr läuft, einem zu begegnen. Aber in letzter Zeit hört man, dass nicht nur Schafe gerissen werden, sondern Wölfe sich immer häufiger auch in die Nähe von Menschen vorwagen. Isegrim ist offenbar gar nicht mehr so furchtsam. Wir nehmen die Beine in die Hand und hasten unserem Zielort entgegen. Mit zwei großen Ästen fühlen wir uns einigermaßen gerüstet und hoffen, dass im Zweifel auch das Hundespray wirkt, das wir immer dabei haben. Und wir unterhalten uns laut, um die Wölfe, die uns vielleicht schon längst im Rudel umzingeln, einzuschüchtern.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Es passiert natürlich nichts. Wir erreichen zwar im Dunkeln, aber ohne auch nur ein Knacken im Gebüsch vernommen zu haben, Lübbenau. Zwei tierische Begegnungen erleben wir auf dem Weg dennoch. An einem Feldgraben schaut uns eine Bibermutter ganz erschrocken entgegen. Offenbar hatten wir doch nicht laut genug auf uns aufmerksam gemacht. Und so sehen wir sie mit ungefähr fünf Jungen im Schilf verschwinden, nachdem sie — und auch wir — eine kurze Schockstarre überwunden haben. Keine hundert Meter weiter beobachten wir gleich eine ganze Meute Bisamratten. Die eine putzt sich, eine andere hockt im Wasser und knabbert an etwas herum, die Kollegen sitzen einfach da und gucken. Hier ist von Schüchternheit keine Spur.
Leider ist es schon richtig dunkel, als wir den eigentlich schönsten Abschnitt der Tour erreichen. In der Nähe der Gaststätte Wotschofska, die mit ihrem charmanten Äußeren im Blockhausstil unbedingt einen Ausflug wert ist, sobald im Frühling die Saison beginnt, wird das Landschaftsbild einzigartig. Der Flusslauf der Spree ist in dieser Gegend von Natur aus weit verzweigt, zudem hat der Mensch das Gewässernetz um geometrisch angeordnete Kanäle erweitert. Das Resultat ist ein System aus Kanälen, das sich durch den dichten Wald erstreckt. An den Ufern führen schmale Trampelpfade entlang, zahlreiche Holzbrücken ermöglichen uns Wanderern die Passage. Direkt bis an den Ortsrand von Lübbenau begleiten uns die Wasserläufe.
GASTSTÄTTE WOTSCHOFSKA
von April bis Oktober geöffnet und nur per Kahn, Rad oder zu Fuß zu erreichen.
www.gasthaus-wotschofska.de
UNSER TIPP
Das urige CAFÉ ZEITLOS lohnt einen Besuch zu Kaffe und Kuchen
Ehm Welk Str. 37
03222 Lübbenau
www.cafezeitlos-luebbenau.de
Eine Empfehlung für die kalte Jahreszeit ist das SPREEWELTENBAD in Lübbenau. Kinder begeistern sicher vor allem die Pinguine, die man durch eine Glasscheibe beim Schwimmen beobachten kann. Wir freuen uns über die abwechslungsreiche und großzügige Saunalandschaft. Der Außenbereich versammelt mehrere kleine Blockhaus-Saunen mit kunstvoll geschnitzter Einrichtung sowie einen heimeligen Ruheraum unter dem Gebälk einer Spreewaldscheune. Zum Aufguss werden eingelegte Gurken serviert. Der Taxifahrer, der uns nach der Sauna zur Unterkunft zurückbringt, weiß zu berichten, dass der Gründer der Therme, ein Österreicher, die kleinen uralten Holzhütten aus seiner Heimat mitgebracht hatte.
SPREEWELTEN
mit Saunalandschaft und Pinguinen
Alte Huttung 13
03222 Lübbenau/Spreewald
www.spreeweltenbad.de
Die Strecke von Lübbenau nach Luckau überwinden wir mit Zug und Bus. Von Luckau führt ein Radweg uns in einer knappen Stunde nach Zöllmersdorf. Einen alten Vierseithof haben Lyudmyla und Thomas Michel vor drei Jahren in eine Schokoladenmanufaktur verwandelt. »Ich esse so unheimlich gerne Schokolade, aber irgendwie fand ich, es gibt gar keine gute« erzählt Thomas grinsend. Das war der Buchhalterin und dem Restaurantfachmann Grund genug, es selbst in die Hand zu nehmen und mit der ersten eigenen Schokoaldenproduktion zu experimentieren.
EDELMOND CHOCOLATIERS
Werksverkauf und Café
wechselnde Öffnungszeiten
Zöllmersdorfer Dorfstraße 4
15926 Luckau
www.edelmond.de
Heute führt uns Thomas einmal quer über den Hof in einen Raum, in dem große Geräte gleich neben Stapeln von Jutesäcken stehen. »Hier beginnt alles«, hier werden die Kakaobohnen aus den Säcken geholt, begutachtet, sortiert und schließlich auch geröstet. Das besondere bei Edelmond Chocolatiers ist, dass hier immer mit der ganzen Bohne begonnen wird, es wird keinerlei Kakaomasse oder Butterfett oder sonst etwas zugekauft. »From bean to bar« liegen alle Verarbeitungsschritte in den eigenen Händen. Thomas stellt eine der Maschinen an. Unter Lautem Getöse beginnt die Sortiermaschine die Bohnen über die Schräge laufen zu lassen, das Schüttelsieb trennt die unversehrten Kakaobohnen von Schalen und Verunreinigungen. Die nächste Maschine, die Thomas uns zeigt, ist der Röster, hier bekommen die ganzen Bohnen den extra Kick in Sachen Aroma. Langsam und schonend wird hier geröstet, damit all die guten Stoffe und Aromen erhalten bleiben. Durch Brechen kann hinterher die Schale der abgekühlten Bohnen leichter entfernt werden.
»
Wir geben unserer Schokolade besonders viel Zeit.
«
Jetzt haben wir hier alle Maschinen durch und wechseln den Raum. Wir stehen hinter einer Glasscheibe während Thomas uns die nächsten Schritte erklärt. Den weiß gekachelten Raum, in dem die Bohnen weiterverarbeitet werden, dürfen wir aus hygienischen Gründen nicht betreten. Wuchtig warten die zwei steinernen Walzen des Melangeurs darauf, die gerösteten Kakaobohnen zu zermahlen. 50 Stunden lang kneteten und malmen die Granitzylinder. So lange bis störende Bitterstoffe verflogen und die Partikel der Bohne so klein sind, dass die Schokolade cremig und samtweich über die Zunge geht. »Diese Zeit geben der Schokolade nicht viele«, gibt Thomas zu bedenken. In der Industrie kürzt man den Vorgang ab und mischt für die cremige Konsistenz Zusatzstoffe bei.
Nicht nur diese besondere Qualität ist den Edelmond Chocolatiers wichtig, auch auf sozialverträgliche Produktionsbedingungen und fairen Handel kommt es ihnen an. Lyudmyla und Thomas fahren selbst nach Südamerika, um sich Kakaobauern und Kooperativen anzuschauen und direkte Beziehungen mit fairen Preisen für die Bauern aufzubauen. Aus der Dominikanischen Republik und Peru stammen die Bohnen, die in Zöllmersdorf zu edlen Schokoladen verarbeitet werden. Im Ladencafé naschen wir uns durch die mehr als 30 Tafeln, Konfekt und Schokoladen-Geschenkanhänger und kosten den unglaublich guten warmen Schokoladenkuchen, den Lyudmyla zum Wochenende backt.
UNSER TIPP
Für Zuhause kann man sich im Online-Shop mit Köstlichkeiten eindecken.
Sie verrät uns auch woher die Ideen für neue Geschmackskombinationen kommen. »Wir wissen ja, was wir selbst gern mögen, aber oft gibt es auch Anregungen von Kunden«. Ob Rohschokolade, zuckerfreie Tafeln oder die vielen Sorten mit Früchten und Gewürzen, hier findet wirklich jeder Gaumenwunsch seine Erfüllung. Zu einer der neuesten Sorten in den Regalen zählt die Spreewaldschokolade mit Meerrettich und Gurken. »Als wir die zum ersten Mal produziert haben, war hier Ausnahmezustand«, berichtet Thomas lachend und schüttelt den Kopf. Beim Reiben der großen Mengen Meerrettich seien allen nur die Augen getränt als hätte jemand Reizgas versprüht. Mittlerweile klappt das aber besser.
Als wir wieder aufbrechen erfahren wir noch, dass es im Sommer auch selbstgemachtes Schokoladeneis im Hofladen gibt — ein ziemlich guter Grund, den Spreewald noch einmal im Sommer zu besuchen.
»Und daß dem Netze dieser Spreekanäle Nichts von dem Zauber von Venedig fehle.«
— Theodor Fontane